Beckenbodentraining bei Verstopfung
Bei der Behandlung von Verstopfung wird Beckenbodenphysiotherapie eingesetzt, um die korrekte Funktion der Beckenbodenmuskulatur sicherzustellen und den Stuhlgang zu erleichtern. Dieser Ansatz verbessert die Funktion des Beckenbodens durch Muskelbewusstseins- und Entspannungstraining, richtige Toilettenposition, Atemübungen und Verhaltenstraining. Als Teil eines multidisziplinären Ansatzes trägt Beckenbodentraining dazu bei, die negativen Auswirkungen von Verstopfung zu reduzieren.
Verstopfung und Beckenbodentherapie
Verstopfung kann zu einer Belastung der Beckenbodenmuskulatur führen und sowohl die Darm- als auch die Blasenfunktion negativ beeinflussen. Die Beckenbodenphysiotherapie spielt eine wichtige Rolle bei der Behandlung von Verstopfung, indem sie das richtige Funktionieren der Beckenbodenmuskulatur gewährleistet und die Darmbewegungen erleichtert. Dieser Ansatz zielt darauf ab, den Menschen zu helfen, ihre Beckenbodenmuskulatur effektiv und korrekt zu nutzen.
Was ist Verstopfung?
Verstopfung ist gekennzeichnet durch ein Gefühl von abnormer Darmfunktion, verminderter Stuhlfrequenz, Beschwerden im Unterbauch, Anspannung und Blähungen. Patienten können während des Stuhlgangs Anstrengungen, harten/klumpigen Stuhl, unvollständige Entleerung und verlängerte Aufenthalte auf der Toilette erleben. Nach Angaben der American Gastroenterological Association werden die Verstopfungskriterien bewertet, wenn diese Symptome seit mindestens drei Monaten bestehen.
Was sind die Ursachen für Verstopfung?
Verstopfung kann aufgrund von Lebensstil und verschiedenen Faktoren auftreten, darunter Alter (insbesondere ab 55 Jahren), Schwangerschaft, körperliche Inaktivität, unzureichende Wasseraufnahme, eine ballaststoffarme Ernährung, Toilettengewohnheiten, unbewusste Diäten, bestimmte Krankheiten (wie MS, Alzheimer, Diabetes, Bluthochdruck, Bandscheibenvorfälle), Medikamenteneinnahme (Muskelrelaxantien, Kalzium, Eisen) und Operationen im Darmbereich. Verstopfung tritt bei Frauen 2-3 Mal häufiger auf als bei Männern; die Darmtransitzeit ist bei Frauen langsamer und Verstopfungsbeschwerden nehmen insbesondere während der Menstruation zu.
1. Beckenbodenmuskulatur-Bewusstsein und Entspannungstraining
Das richtige Entspannen der Beckenbodenmuskulatur spielt eine entscheidende Rolle bei der Bewältigung von Verstopfung. Patienten mit Verstopfung halten ihre Beckenbodenmuskulatur häufig unwillkürlich angespannt, was den Stuhlgang erschwert. Der erste Schritt im Training besteht darin, den Patienten beizubringen, wie sie ihre Muskeln entspannen und den Beckenboden während der Entspannung spüren können. In diesem Prozess werden Informationen über die Anatomie des Beckenbodens und die Funktion der Muskeln bereitgestellt, um den Patienten zu helfen, ihre eigene Muskelstruktur zu verstehen.
2. Biofeedback- und Elektrotherapie-Techniken
Biofeedback ermöglicht es den Patienten, ihre Beckenbodenmuskulatur zu beobachten und zu lernen, ob sie ihre Muskeln richtig benutzen. Elektrotherapie hingegen wird eingesetzt, um die richtige Kontraktion und Entspannung der Beckenbodenmuskulatur zu lehren, insbesondere bei Patienten mit geringem Muskelbewusstsein. Diese Techniken verbessern die Muskelkontrolle und reduzieren unnötige Anstrengungen während des Stuhlgangs.
3. Stärkung und Entspannung der Beckenbodenmuskulatur
In der Behandlung von Verstopfung ist es wichtig, nicht nur die Beckenbodenmuskulatur zu stärken, sondern auch die Entspannung zu lehren. Im Gegensatz zu Kegel-Übungen werden bei der Behandlung von Verstopfung Entspannungs- und kontrollfokussierte Übungen betont. Durch diese Übungen lernen die Patienten, ihre Muskeln zu isolieren und sie zur richtigen Zeit zu entspannen.
4.Toilettenpositionstraining
Die richtige Toilettenposition ist entscheidend, um die Beckenbodenmuskulatur während des Stuhlgangs zu entspannen. Den Patienten werden Positionen gezeigt, bei denen die Knie über der Hüfte liegen, der Oberkörper nach vorne geneigt ist und der Beckenboden entspannt ist. Dieses Training betont, dass die richtige Haltung auf der Toilette die Rektalausrichtung verbessert und den Stuhlgang erleichtert. Einfache Hilfsmittel wie ein Toilettenhocker können für diese Haltung empfohlen werden.
5. Zwerchfellatmung und Atemübungen
Die Zwerchfellatmung hilft der Beckenbodenmuskulatur, sich natürlich zu entspannen. Wir bringen den Patienten bei, tiefe Atemzüge in den Bauchbereich zu nehmen, das Zwerchfell zu nutzen und gleichzeitig den Beckenboden zu entspannen. Diese Technik sorgt dafür, dass die Beckenbodenmuskulatur während des Stuhlgangs richtig atmet, ohne sich zu verspannen, und reduziert so die Anstrengung.
6. Verhaltenstraining und Erstellung einer Toilettenroutine
Im Management der Verstopfung ist es wichtig, regelmäßige Toilettengewohnheiten zu etablieren und den Drang zur Defäkation nicht zu verzögern. Den Patienten wird beigebracht, regelmäßige Toilettenzeiten festzulegen und auf Darmsignale zu hören. Dieses Verhaltenstraining unterstützt die koordinierte Funktion der Beckenbodenmuskulatur und reguliert die Darmbewegungen.
7. Die Bedeutung eines multidisziplinären Ansatzes
Die Beckenbodenphysiotherapie sollte durch Ernährungsumstellungen, ausreichende Flüssigkeitszufuhr, regelmäßige Bewegung und, wenn nötig, pharmakologische Behandlung unterstützt werden. Die Wirksamkeit des Beckenbodentrainings steigt mit diesem multidisziplinären Ansatz, wodurch die Verbesserung der Verstopfungssymptome beschleunigt wird.